Geschichte und Bräuche - Rose von Jericho

«und von allen wegen do sy gegangen ist wachsent durr rosen, die man in diesen landen heysset rosen von Jhericho.»Ludolph von Suchen ca. 1350 n.Chr.

Geschichte:

Die Echte Rose von Jericho - Anastatica hierochunticaNiemand weiß mit Sicherheit, ob die "Rose von Jericho" im biblischen Buch Sirach (24,18) identisch ist mit der Anastatica hierochuntica (Der Echten Rose von Jericho). Mit den Rosen ist sie nur sehr entfernt verwandt; ihr Name erklärt sich vielmehr daher, dass man früher praktisch alle wertvollen Pflanzen als Rosen bezeichnete. Nach der Legende hat Maria die Pflanze auf ihrer Flucht von Nazareth nach Ägypten gesegnet, daher wird sie auch "Rose der Heiligen Maria" und in Ägypten die "Betenden Hände Marias" (auch Wüstenrose) genannt. In Algerien ist sie als "Id Fatma Bint el Nabi" bekannt, was auf Deutsch "Hand der Fatma, Tochter des Propheten" heißt. In Israel gilt sie als religiöse Reliquie. Die außergewöhnliche Pflanze wurde auch in Zusammenhang mit der Wiederauferstehung Christi gebracht. Möglicherweise wurden die ersten Exemplare von Kreuzrittern nach Europa gebracht. In dem Zusammenhang wird der Portugiese Gil Eanes genannt, der sie nach der Umschiffung von Kap Bojador Mitte des 15. Jahrhunderts nach Europa mitgebracht haben soll. Der Paderborner Pfarrer Ludolph von Suchen erwähnt sie bereits 1350.

Mythen und Bräuche:

Esoteriker schreiben der Rose von Jericho übernatürliche Kräfte zu, insbesondere wegen ihres angeblich Jahrhunderte langen Lebens.

Geburt:

Vom 16. Jahrhundert ist der Glaube überliefert, dass sie, zum "Erblühen" gebracht und neben ein Kindbett gestellt, die Geburt erleichtert und Kind und Mutter ein langes Leben verheißt. Es gibt den Bericht eines Paderborner Pfarrers, Ludolph von Suchen, der 1350 den nahen Osten bereist hatte; er erwähnt unter anderem den Weg durch die Wüste, den Maria mit ihrem Kind auf der Flucht vor Herodes genommen haben soll: «und von allen wegen do sy gegangen ist wachsent durr rosen, die man in diesen landen heysset rosen von Jhericho.» Er bemerkt weiter, dass Beduinenfrauen diese Pflanze mit sich trugen, wenn sie schwanger waren. Auch bei uns war die heilkräftige und die Geburt fördernde Wirkung der Jerichorose, die sich auf so wundersame Weise öffnet, unbestritten. Hebammen stellten sie neben die Wöchnerin, und wenn die Wehen einsetzten, wurde die Pflanze bewässert. War sie dann voll aufgeblüht, war es auch Zeit für das Kind, auf die Welt zu kommen. Dieser alte Brauch wird heute wieder in Geburtshäusern mit Erfolg praktiziert. Nach der Geburt wird die Rose dem Kind geschenkt, welches sich sein ganzes Leben lang an ihr erfreuen soll.

Orakelblume:

Die "Rose von Jericho" war auch eine Orakelblume. Laut "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" strömte an Heiligabend um 1820 das Volk in Scharen zu einem Haus mit einer "Wiehnachtsblueme" in Riesbach. Ihr Aufgehen wurde als Vorzeichen für das Wetter im nächsten Jahr gedeutet.

Schutz:

In einigen Familien (vor allem in Bauernfamilien in Deutschland, Frankreich, Österreich und Rumänien) soll die Pflanze über Generationen weitergegeben worden sein. Man erhoffte von ihr den Schutz des Anwesens, seiner Bewohner und der gesamten Stammlinie. Noch heute wird von einigen Leuten angenommen, dass sie, unter das Bett gestellt, das Einschlafen fördert. Ebensowenig ist erwiesen, dass ihre ätherischen Öle einen Schutz gegen Kleidermotten bieten oder dass sie zur Vertilgung von Zigarettenrauch taugt.

Glücksbringer:

Seit Langem halten viele Menschen die Rose von Jericho für einen Glücksbringer. Wer sie besitzt, soll Glück, Gesundheit, hohes Alter und Reichtum erleben und stets von Allem genug haben. Wenn man das täglich zu wechselnde Wasser der Pflanze im Haus versprüht, beseitigt es angeblich alles Böse und bringt Frieden. Und wird die Pflanze über einen Menschen gehalten, so entzieht sie ihm - so glaubt man - alle negative Energie.

Gesundheit:

Sogar Heilkräfte werden der Rose zugesprochen. Ein Sud aus der heiligen Pflanze soll zum Beispiel bei Krämpfen und Geburten förderlich und lindernd wirken. Ihr Wasser wird zum Trinken, Baden oder für Kompressen benutzt. Auch in manchen Arzneien kommt die Rose von Jericho als Bestandteil vor.

Verlobung/Heiratsantrag:

Heutzutage wird die Rose von Jericho auch als originielle Verlobungsidee verwendet. Dabei wird der Auferstehungseffekt der Rose eingeleitet und nach Öffnung der Verlobungsring eingelegt. Anschliessend wird die Rose wieder getrocknet und überreicht.

Tod und Auferstehung:

Kurzgeschichte "Die Rose von Jericho" aus dem Buch "Dunkle Allen" von Ivan Alekseyevich Bunin.
Auszug:
"Als Zeichen des Glaubens an ein ewiges Leben, die Auferstehung von den Toten, pflegte in alten Zeiten im Osten man in die Särge und Gräber die Rose von Jericho zu legen ...."
".... Rose von Jericho. Ins Herz, in sein Wasser des Lebens, die reine Feuchte der Liebe, Trauer und Sanftmut, senke ich die Wurzeln und Stiele meiner Vergangenheit - und wieder, wieder gedeiht mein heiliges Reis. Weiche von mir, unabwendbare Stunde, da diese Feuchte versiegt, das Herz verödet und verdorrt und die Asche des Vergessens auf ewig die Rose meines Jericho zudeckt. ...."